Die rund 1,5 Millionen selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberufler in Deutschland blicken deutlich pessimistischer in die Zukunft. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB).
"Jede fünfte Freiberuflerin, jeder fünfte Freiberufler schätzt die eigene Geschäftslage als schlecht ein. Und mehr noch: Nahezu jede dritte Freiberuflerin, jeder dritte Freiberufler erwartet binnen der kommenden sechs Monate eine ungünstigere Entwicklung. Wir Freien Berufe sehen bislang wenig Licht am Ende des Tunnels, unsere Zukunftssorgen nehmen zu und unsere Motivationsreserven werden mehr und mehr aufgezehrt. In den vergangenen Jahren der multiplen Dauerkrisen gab es kaum Erholungsphasen: Corona, steigende Energiekosten und trotz zwischenzeitlicher Belebungszeichen steckt Deutschland in einer Wirtschaftskrise. Überdies macht der Fachkräftemangel vielen Freiberuflerinnen und Freiberuflern weiter stark zu schaffen. Wiederum andere sind betroffen von einem kritischen Marktumfeld aufgrund von Insolvenzen ihrer Auftraggeberinnen und Auftraggeber sowie von Nachhalleffekten durch wegbrechende Aufträge“, so BFB-Präsident Dr. Stephan Hofmeister zu den Ergebnissen der Umfrage.
Und sagt weiter: „Zudem macht auch der Vertrauensverlust mürbe, wächst die Unsicherheit. Unter anderem auch, weil die Verlässlichkeit politischer Entscheidungen als geringer eingeschätzt wird. So sagen die von uns Befragten, dass die politischen Rahmenbedingungen zukünftig den größten Einfluss auf ihre freiberufliche Tätigkeit haben werden. Erst dann folgt die Herausforderung der Fachkräftesicherung. Hier deuten sich erste Effekte der während des Befragungszeitraums noch ausstehenden Europawahl sowie der kommenden Landtagswahlen und insbesondere der Bundestagswahl an, was die politische Verlässlichkeit und daran geknüpfte Wertschätzung von Unternehmern und Selbstständigen nochmal in den Fokus der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler lenkt.
Die Bundesregierung muss den Erhalt unserer wirtschaftlichen Basis priorisieren, unsere Wirtschaftskraft und Widerstandsfähigkeit stärken. Dazu gehört auch, den Mittelstand zu entlasten. Hier sind wir Freien Berufe ein relevanter Sektor, denn wir steuern herausragende Impulse für einen erfolgreichen Transformationsprozess von Wirtschaft und Gesellschaft bei. Damit wir unsere Potenziale entfalten können, brauchen wir kluge Konzepte für die Fachkräftesicherung, mehr Mut zur Selbstständigkeit, weniger Bürokratie – allem voran aber verlässliche politische Rahmenbedingungen, die auch Planungssicherheit bringen.
Unser System „Freier Beruf“ steht für Qualität und Verbraucherschutz pur – zu jedermanns Vorteil. Darauf kann und sollte die Politik vertrauen und unser System stärken.“
Ausgewählte Ergebnisse
Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten 37,4 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler als gut, 42,4 Prozent als befriedigend und 20,2 Prozent als schlecht. Damit trübt sich die Stimmung – verglichen mit den Sommer-Werten 2023 – merklich ein: Vor einem Jahr lagen die Werte bei 42,9 Prozent (gut), 39,3 Prozent (befriedigend) und 17,8 Prozent (schlecht).
Für das kommende Halbjahr erwarten 10,1 Prozent der Befragten eine günstigere, 60,3 Prozent eine gleichbleibende und 29,6 Prozent eine ungünstigere Entwicklung. Eine Verschlechterung gegenüber dem letztjährigen Sommer: Seinerzeit lagen die Werte bei 14,1 Prozent (günstiger), 59,9 Prozent (gleichbleibend) und 26 Prozent (ungünstiger).
12,8 Prozent der befragten Freiberuflerinnen und Freiberufler schätzen, binnen zwei Jahren mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben, 64,5 Prozent gehen davon aus, gleich viele Beschäftigte zu haben, und 22,7 Prozent befürchten, Stellen abbauen zu müssen. Im Vorsommer zeichneten die Werte mit 14,6, 67,7 und 17,7 Prozent ein zuversichtlicheres Bild.
Weiterführende Informationen
Die offizielle Pressemitteilung des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) mit allen Ergebnissen der Konjunkturumfrage können Sie hier lesen.